Die Malt Mariners Distillery Reviews sind kleine Reiseberichte, die sich speziell mit dem Besuch unserer geliebten Whisky Brennereien befassen. Bitte beachtet hierbei, dass es sich um Eindrücke einer Einzelperson handelt. Die Einblicke sind subjektive Momentaufnahmen und sollten als solche verstanden werden. Viel Spaß!
Distillery Review 7: Talisker
Skye ist ein Reiseziel für das man sich mehrere
Tage Zeit nehmen sollte, da die Anreise von Edinburgh oder Glasgow gute fünf
Stunden in Anspruch nimmt und es schlichtweg so viel zu sehen gibt (Old Man of
Storr, Kilt Rock, Fairy Pools...)!
Anders als auf der Whisky-Insel Islay, fällt auf
Skye die Entscheidung (noch) nicht schwer, welche Brennerei man besuchen
möchte. Noch? Richtig! Im „Malt Whisky Yearbook 2015“ schreibt Ingvar Ronde,
dass wohl eine weitere Brennerei auf Skye in Planung sein soll! Mossburn Distillers
sollen den Plan des verstorbenen Sir Iain Noble aufgenommen haben bei Torabhaig
eine zweite Brennerei aufzubauen. Wir haben ein Auge drauf, versprochen! Bis
auf weiteres bleibt Talisker aber die einzige Brennerei auf der größten Insel
der inneren Hebriden, die heute durch eine Autobrücke mit dem Festland verbunden
ist. Die Anreise und Planung fällt daher unproblematischer aus als auf den Nachbarinseln.
Die Talisker Distillery selbst liegt in Carbost am Loch Harport, einem
Meeresarm der sich bis zur Brennerei erstreckt. Die Lage ist wundervoll,
wenngleich man vermutlich in Carbost außer dem „Old Inn“ kaum Unterkünfte
finden wird. Das Dorf besteht aus einigen Häusern und einem winzigen Tante Emma
Laden. Das „Old Inn“ ist Hotel, Restaurant und Pub in einem und definitiv einen
Besuch wert. Wer sich also Wegstrecke zur Brennerei sparen will, kann direkt
gegenüber im Old Inn übernachten.
Ihr sucht eine preiswertere und familiärere
Alternative? Dann möchte ich euch unbedingt das „Skyewalker Hostel“ in
Portnalong ans Herz legen. Das Hostel ist eine tolle Mischung aus Skurrilitäten
und herzlicher Gastfreundschaft im 60iger Jahre Hippie-Stil. Brian und Lisa
führen das Hostel als Familienbetrieb und haben einen genialen Rückzugsort von
Handystress (internetfreie Zone ;) und Alltag geschaffen. Mit dem Auto ist man
in 5 Minuten bei der Brennerei, zu Fuß ist man eine knappe Stunde unterwegs.
Perfekt für einen Tagesausflug.
Aber zurück zur Brennerei! Was gibt es Interessantes zu erzählen? Die Brennerei
wurde 1830 gegründet, jedoch erst 1831 am heutigen Ort errichtet. Bis 1928
wurde bei Talisker dreifach destilliert, anschließend stellte man auf die, bis
heute gängige, Zweifachdestillation um. 1960 brannte die Brennerei komplett
nieder! 1962 wurde sie originalgetreu wieder errichtet. Wie bei den Schotten
üblich machte man aus der Not eine Tugend und integrierte den Tod in den
Flammen ins Marketing. So kann man heute in der Brennerei auf den Werbebannern
„Out of the fire came Talisker“ lesen. Zugegeben, bei Betrachtung des
unverwechselbaren Charakter des Whiskys ist dies eine Formulierung deren Dramaturgie ich mich nur schwer
entziehen kann. 1972 schlossen leider wie bei so vielen Brennereien die
Malzböden. Schade. Soviel zur Historie!
Talisker gehört zum Spirituosen Giganten Diageo und
muss sich daher der rigiden „Health and Safety Policy“ unterwerfen
(laaaangweilig!). Dies führt wie bei den meisten Diageo Brennereien zu einem
generellen Fotoverbot in der Brennerei (erspart euch die Diskussion um den
„Blitz“ der Kamera welcher möglicherweise „Funken entzünden könnte“). Schade, scheiße, aber
normal! Die Tour selbst haute mich auch nicht grade vom Hocker... Nur ein Blick
durch dickes Glas in die Lagerhäuser und ein Anstecker als Takeaway gift...
Alles in Allem wirkte es knauserig! Ich hoffe, dass sich das Management bis zu
meinem oder eurem nächsten Besuch eines Besseren besonnen hat.
Das alles trübte für mich Kopf-und-Herz-Mensch etwas
das Talisker-Erlebnis. Sich jedoch an der Bar des „Old Inn“ durch 4 (oder 5...?
Erinnerung, Erinnerung ;) Talisker Varianten zu probieren, machte das alles
wieder wett. Der Zauber des Ortes tut dann doch sein Übriges, um einem die
schönsten Malt Moments zu schenken. Und Talsiker ist und bleibt für mich trotz
Kühlfilterung und Farbzugabe einer der besten Whiskies überhaupt. Die zehn
Jahre alte Standardabfüllung ist in meinen Augen für 30 bis 35 Euro ein so
toller und komplexer Malt mit echten Ecken und Kanten. Die
Authentizität und leidenschaftliche Wildheit der Insel, die sich im Talsiker
wiederfindet, wird daher bisher nicht durch Marketing Stolpersteine getrübt. Wer also einen
echten Insel-Whisky mit selbstbewusstem aber nicht zu dominanten Rauch, eine ordentliche
Portion Feuer und Gewürze im maritimen Gewand sucht, ist mit Talisker
bestens beraten.
Fazit:
Die Talisker Brennerei ist eine von vielen „Must
See“ Orten auf Skye. In Sachen Gastfreundschaft hat die Brennerei Luft nach
oben, der „King of drinks“ ist jedoch zum Glück ein Kind seiner Insel
geblieben.
Slainte Mhath!
Euer Leon
Fakten (Stand Juli 2015):
Eigentümer: Diageo
Gegründet: 1830
Produktionsvolumen pro Jahr: 2.000.000
Liter pro Jahr
Adresse: Carbost, Skye IV47 8SR
Erreichbar: Zu Fuß (?), mit dem
Auto
Link: Keine eigene Homepage
http://www.malts.com/index.php/de_de/Unsere-Whiskies/Talisker
http://www.malts.com/index.php/de_de/Unsere-Whiskies/Talisker
Quellen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Talisker
- http://www.maltmadness.com/whisky/talisker.html
- Jackson, Michael (2010); Malt Whisky;
London, New York, Melbourne, München, Delhi: Dorling Kindersley
- Ronde, Ingvar (2014): Malt Whisky Year Book;
Shropshire: MagDig Media Limited
- Wündrich, Katja; Seonaidh, Adams (2012): Whisky
Trails; Frankfurt am Main: Goldfinch
- Mein Whisky Tagebuch ;)
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